Wer glaubt PokémonGo ist tot, der wurde am Wochenende eines Besseren belehrt. Bewaffnet mit Smartphones, Tablets, Powerbanks und virtuellen Pokébällen ging es wieder gemeinsam auf die Jagd und gegeneinander in die Arenen. Diesmal wurde die Safarizone von Niantic im Dortmunder Westfalenpark errichtet.
Schon um 6 Uhr hatten sich an den Eingängen des Westfalenparks unüberblickbar lange Schlangen gebildet, an Parkplätze war nach 8 auch nicht mehr zu denken. Viele Trainer waren aus der ganzen Republik angereist, einige sogar aus dem Ausland. Großbritannien, Skandinavien und sogar Besucher aus den USA – für echte PokémonGo-Fans scheint kein Weg zu weit zu sein. Umso größer war bei vielen dann die Enttäuschung, dass der Event am Samstag nicht so verlief, wie man es sich bei Niantic vorgestellt und es sich die Fans sich gewünscht hätten. Selbst wer schon früh in der Schlange stand, aber nicht ganz vorne mit dabei war, musste teilweise bis eine Stunde nach Öffnung des Parks warten, um überhaupt aufs Gelände zu gelangen. Während der Wartezeit zeigten sich schon die ersten Schwierigkeiten des Events, die sich bis zum späten Nachmittag auch halten sollten. In der Warteschlange vorm Park mit dem Smartphone schon mal ein paar Pokémon fangen oder mit anderen Trainern Items tauschen war oft nicht möglich, da sich keine stabile Verbindung zum Server herstellen ließ.
Der Veranstalter hatte zwar im Voraus drum gebeten nicht vom Park aus zu streamen, dies ließen sich aber natürlich viele YouTuber und Let’sPlayer nicht nehmen. Aber auch ohne diese ist fraglich, ob Server und Telefonanbieter auf den Ansturm der Spieler ordentlich vorbereitet waren. Zwar wurden von der Telekom und Vodafone mobile Sendemasten aufgestellt, diese konnten aber nicht alle Nutzer abdecken. In den Team-Lounges war dank W-Lan das Spielen durchaus möglich, bei vielen Usern brach die Verbindung zum Server aber ab, sobald sie den Funkbereich verließen. Der Frust war aber auch bei Spielern groß, die tatsächlich spielen konnten. Die Eventaufgaben waren mit Arenakämpfen und Raids wenig kreativ und wer es einmal gewagt hatte Rauch einzusetzen war, bedingt durch eine Fehlfunktion der App, teilweise bis zum Nachmittag gesperrt. Niantic hatte mit 30.000 bis 50.000 Besuchern in Dortmund über das Wochenende gerechnet. Gezählt wurden über 100.000. Das es schon früher schwierig war, den Ansturm auf die App abschätzen zu können, zeigte auch der Fall Denhaag vor einigen Jahren. Der 70 Hektar große Park war aber bei Spitzenzeiten mit knapp 35.000 schon am Samstagvormittag so überlastet, dass sich die Organisatoren dazu entschlossen, die seltenen Pokémon und Eier auch außerhalb des Parks über die Stadt zu verteilen. Dadurch war zwar auch die Innenstadt schnell so voll wie selten, entlastete aber das System, womit auch im Park ein Spielen am Nachmittag möglich war. Am Sonntag verlief das Event dann sogar ganz ohne nennenswerte Aussetzer.
Trotz der Startschwierigkeiten gab es aber viel positive Resonanz. Natürlich trug das gute Wetter und der (auch ohne Pokémon) schöne Park viel dazu bei. Aber das friedliche Miteinander, das reale Treffen von virtuellen Freunden und das Gesamterlebnis sind für viele Spieler dann doch ebenso wichtig wie ein Shiny Karpador. Als Entschädigung für die Probleme in Dortmund hat Niantic ein europaweites Ersatzevent in Aussicht gestellt. Eine faire Entschädigung, besonders für die Pokémon-Fans, die extra aus dem Ausland kamen. Das nächste reguläre Event ist der Community Day am 8. Juli.