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Wird E-Sport eine olympische Disziplin?

Geschrieben von David Scheuß

Zuletzt sorgten die Medien für Aufruhr unter den Gamern, weil der E-Sport in den Asienspielen als olympische Disziplin eingeführt werden soll. Was genau das bedeutet und welche Auswirkungen das auf uns Gamer und den E-Sport in Deutschland hat, erklären wir im folgenden Artikel.

Nichts sorgt für mehr Kontroversen unter Gamern als das Thema “Gaming als Sport definieren”. Sind ProGamer wirklich Sportler? Darf sich jeder E-Sport Teilnehmer als Sportler bezeichnen? Wodurch definiert sich eine Sportart und wieso gilt Schach als Sport aber Gaming nicht? Diese und viele weitere Fragen werden häufig erbarmungslos unter Sport- und Gamingexperten diskutiert – oft ohne Einigung und einer Menge Unmut als Ergebnis. Doch kann dieses Thema logisch entknotet werden und nicht aus monetären Gründen zu einer großen Plattform gestaltet werden? Wir sagen jetzt schon: Leider nicht.

Denn hierbei muss klar gesagt werden, dass Geld immer eine wichtige Rolle in diesem Thema spielt und wo oft moralische Beweggründe ihren Anfang finden, wird letzten Endes immer mit dem Geld abgeschlossen oder eben gewisse Faktoren , die zum Abschluss führen, gefunden. Wir beschränken uns in diesem Beitrag zwar nicht nur auf die logischen und moralischen Aspekte, sondern auch auf die finanziellen Punkte aber bleiben dabei Pro Gaming und sehen den Spaß und die Leidenschaft zum Spielen als wesentlichen Benefit, der im Raum steht.

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Zunächst einmal wurde gesagt, dass der E-Sport als olympische Disziplin eingeführt werden soll. Diese Aussage ist nur halb richtig, da konkret für die Asienspiele der E-Sport mit als Disziplin für 2018 als Show-Akt und ab 2022 als richtige Disziplin eingeführt wurde. Die Asienspiele sind keine olympischen Spiele. Bei den Asienspielen dreht sich es um einen Wettkampf mehrerer Staaten im asiatischen Raum, die olympischen Charakter haben aber dennoch keine olympischen Spiele sind.

Das zuständige Komitee weigert sich nämlich nach wie vor, E-Sports als anerkannte Sportart der olympischen Spiele einzuführen. Hierbei muss klar zwischen einer generellen anerkannten Sportart und einer olympischen Sportart differenziert werden. Nach wie vor gilt – zumindest im deutschen Raum – der E-Sport als keine offiziell anerkannte Sportart. In Japan beispielsweise werden ProGamer als Sportler angemeldet und auch anerkannt. Eine olympische Sportart wird noch einmal konkreter definiert und hat deutlich mehr Voraussetzungen als es Länderspezifisch festgelegt wird. Hierbei entscheidet ein Komitee der olympischen Spiele über besagte Anfragen.

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Beispielsweise gelten Schach und auch diverse Rennsportwettkämpfe wie zum Beispiel die Formel 1 nicht als olympischer Sport – sehr wohl in nahezu allen Ländern der Welt als anerkannte und geförderte Sportart. Gewisse motorische Anforderungen müssen an die Sportart gestellt werden, um als olympische Disziplin eingeführt zu werden. Das Klicken der Maus und Drücken der Tastatur reicht hier in Kombination mit einer Hand-Augen-Koordination und gewissen Reflexen und taktischem Verständnis, welches man besitzen sollte, nicht aus.

Doch was könnte passieren, wenn andere Wettkämpfe mit olympischen Zügen den E-Sport aufnehmen? Könnte das einen Denkanstoß an das olympische Komitee bewirken? Welche weiteren Gründe könnten vorzeigbar sein? Hierbei findet sich sehr rasch eine hoffnungsvolle aber auch zugleich ernüchternde Antwort. Der Traum vom E-Sport in den olympischen Disziplinen und auch als anerkannte Sportart im deutschen Raum ist gar nicht so unreal, wie es anfangs klingen mag – allerdings steht hier das Geld und die Wirtschaftlichkeit ganz oben auf der Liste der zu erfüllenden Punkte.

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Sport muss sich finanziell profilieren um wachsen zu können. Jede noch so anspruchsvolle Sportart wird keine Anerkennung gewinnen, wenn sie nicht profitabel ist. Das ist jetzt etwas übertrieben ausgedrückt aber im Kern dieser Aussage steckt auch ein Fünkchen Wahrheit. Natürlich ist Bogenschießen jetzt nicht der Übersport, bei dem Millionen Menschen gefesselt vor dem Bildschirm sitzen. Jedoch ist es von Vorteil finanziellen Profit bei Sportarten in Aussicht zu stellen. Oder um es besser zu sagen. Wirtschaftlich aussichtsreiche und wachsende Sportarten sind eher dazu in der Lage anerkannt zu werden, als solche, die diesen Vorteil nicht besitzen. Und je mehr Menschen eine Sportart – ob anerkannt oder nicht – verfolgen, desto mehr Geld kann gemacht werden. Ein einfaches und zugleich bizarres Prinzip.

Und genau hier sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf zahlreiche Beispiele, die diese Theorie bestärken. Nicht zuletzt wegen der Gründung einer E-Sports Mannschaft des Schalke 04, die durch großes Potenzial im Hinblick auf das wirtschaftliche Wachstum ihre Existenz begründet. Auch weitere große Vereine, die sich als anerkannter Sport bewiesen haben, springen nach und nach auf diesen Zug auf, wittern jedoch hauptsächlich den Profit, statt den sportlichen und zugleich moralisch motivierten Aspekt zu vertreten.

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Der E-Sport wird es sehr schwer haben, Anerkennung zu gewinnen. Es wird Gruppen spalten und eine Menge weiterer Diskussionen lostreten. Doch bei all dem sehen wir uns Gamer, eine Gruppe, die schon seit Entstehung mit vielen Vorurteilen, Häme und vorschnellen Meinungen zu kämpfen haben, mehr in die Öffentlichkeit gerückt, um ein anderes Bild zu vermitteln. Zu zeigen, dass Computer spielen mehr ist, als den ganzen Tag nur rum zu sitzen, zu stinken und Fertigpizzen in sich reinzuschaufeln. Es ist ein Gefühl von Gemeinschaft, von Stärke und der Motivation, vor allem eins zu haben. Nämlich Spaß.

Ich könnte noch so viel mehr darüber erzählen und schreiben aber wenn ihr möchtet, können wir gerne in den Kommentaren oder im Forum darüber ausgiebig diskutieren. Also lasst euch auf den E-Sport ein und seht den Spaß und die Herausforderung, seine Gegner in einem fairen Wettkampf zu besiegen als Headliner für das Projekt “E-Sports als anerkannte Sportart”. Nicht das Geld.