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eSport: Ein Milliardenmarkt mit gigantischem Wachstumspotenzial

Geschrieben von Alexa

Während es um Live-Sportevents im vergangenen Jahr eher schlecht bestellt war, und viele Organisatoren und Teams in der finanziellen Krise stecken, ist ein Marktsegment des professionellen Sports rapide gewachsen, mit mittlerweile knapp einer Milliarde Umsatz und nahezu schwindelerregenden Prognosen: eSport erobert nicht nur die Gaming-Industrie, sondern auch den Glücksspielmarkt und hat inzwischen sogar deutliche Auswirkungen auf die Mannschaftsstruktur wichtiger Fußballvereine. Wie genau kam es zur Professionalisierung einer einstigen Freizeitbeschäftigung für Kids?

Streaming veränderte über die vergangenen Jahre die Entertainment-Branche komplett. Vorbei sind die Zeiten, als Kids zusammen an einer Konsole saßen und sich mit dem Spielen abwechselten, je nachdem wie viele Kontroller vorhanden waren. Auf einmal konnte man von jedem Ort der Welt anderen Gamern zusehen, von ihnen lernen oder sich ganz einfach beim reinen Beobachten ihres Spiels unterhalten und von der eigenen Gamer-Karriere träumen. Daraus entwickelten sich gigantische Turniere mit ebenso gigantischen Preisgeldern, die in Stadien und im Rahmen von Gaming-Konventionen abgehalten werden und gleichzeitig online verfolgt werden konnten, allen voran mit Spielen wie League of Legends, Fortnite, oder FIFA. Gerade die Popularität des Videospiels rund um den Fußball brachte eine weitere erstaunliche Entwicklung mit sich: große Fußballvereine wie Schalke 04 und VfL Wolfsburg waren unter den ersten, die eine eigene eSport Mannschaft aufstellten und damit das Gaming offiziell zur sportlichen Disziplin erhoben. Viele weitere Bundesligavereine zogen nach, denn immerhin handelt es sich hierbei um einen Markt mit gigantischem Wachstumspotenzial.

2020 belief sich der weltweite Umsatz bereits auf 947 Millionen US-Dollar, 2021 soll er auf 1.08 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die Prognose bis 2024 beläuft sich auf 125 Milliarden US-Dollar Umsatz, wobei sich dieser aus verschiedenen Bereichen ergibt: Sponsorengelder machen dabei den Hauptteil aus, gefolgt von Übertragungsrechten, Werbung, aber auch Merchandising, Tickets und Game Publisher Gebühren.

Dazu kommt in jüngster Zeit jedoch eine weitere Einnahmequelle, und zwar das Wetten auf eSports Turniere, denn immer mehr Anbieter von Online-Casinos nehmen eSport-Events in Ihr Angebot mit auf und erkennen darin eine neue Marktnische. Immerhin ziehen Wetten zu angesagten Spielen wie Counter Strike: Global Offensive, DotA 2 oder Starcraft eine weitaus jüngere Demografik an und machen damit die Welt des Online-Gambling für sie attraktiv.

FansUnite Entertainment, kanadischer Anbieter verschiedener Plattformen für Online-Casinos und Sportwetten, beispielsweise erkennt das Zukunftspotenzial und hat jüngst eine vollständige Plattform für eSport-Wetten bei Videospiel-Ligen, Turnieren und Events eingerichtet, wie der CEO des Unternehmens mit aktuell 350 Millionen Dollar Jahresumsatz gegenüber Wallstreet Online erklärte.

Spannend bleibt auch, welche Entwicklungen sich in der Bundesliga im Bereich eSport ergeben, dann in der Tat springen immer mehr Mannschaften auf den Trend mit auf. Der VfL ist bereits seit 2016 mit dabei und widmet sich dem Spiel FiFa mit einem eigenen Kader, 2016 folgte Schalke, mit Profis in FiFa aber auch einem League of Legends Team. Der VfB Stuttgart hat ebenfalls FiFa-Profis unter Vertrag, ebenso wie RB Leipzig, der FC Nürnberg, Bayer 04 Leverkusen, Hertha BSC, der 1. FC Köln und der SV Werder Bremen. Mittlerweile wird offiziell sogar eine Virtual Bundesliga gespielt, mit insgesamt 25 Mannschaften in der Saison 2020/2021. Beim FC Bayern sträubte man sich lange, Uli Hoeneß bezeichnete die Idee noch 2019 als „totalen Schwachsinn“. Doch auch der Triple-Meister aus München kam um den Gaming-Bereich nicht länger vorbei und besitzt seit Ende 2019 ein Kader aus drei jungen eSportlern unter Trainer Matthias Luttenberger, einem gebürtigen Österreicher, der im Alter von 33 Jahren selbst bereits auf eine bedeutsame Karriere als Vize-Weltmeister sowie Europameister im Spiel Pro Evolution Soccer zurückblicken kann.

Während sich viele europäische Mannschaften über die Lukrativität der Champions League streiten, einige Abtrünnige deshalb sogar eine eigene Super League ins Leben rufen wollten, tun sich in diesem Bereich derzeit ganz neue Einnahmequellen auf. Die Preisgelder bei großen eSport-Turnieren sind mittlerweile gigantisch: beim Dota-2-Turnier „The International 2019“ in China wurden Gesamtpreisgelder in Höhe von 34,3 Millionen US-Dollar ausbezahlt, wobei die Turnierserie seit 2015 die Rangliste der höchstdotierten eSport-Events anführt, gefolgt von den Fortnite World Cup Finals 2029 mit über 15 Millionen Dollar Preisgeldern im Solo-Spielbereich.

Für junge Spieler und begeisterte Streamer und Lets Player ist eine solche Karriere natürlich ein Traum: in der Lieblingsfreizeitbeschäftigung so gut zu werden, dass der eigene Streaming-Channel vermarktet werden kann, möglicherweise bei einem Turnier groß abzusahnen und dann bei einem anerkannten Verein unter Vertrag zu kommen. Und auch wenn der Weg dorthin weit ist und es nur wenige schaffen mit Gaming einen Lebensunterhalt zu verdienen, locken diese Events alljährlich Millionen von Zuschauern vor den Bildschirm: Zum Fortnite World Cup 2019 Finale kamen 19.000 Fans ins Stadion, während am letzten Tag des dreitägigen Evens insgesamt 2,3 Millionen Zuschauer gleichzeitig auf YouTube und Twitch live waren. Gigantische 40 Millionen Spieler nahmen selbst am Turnier teil. Der Sieger Kyle „Bhuga“ Giersdorf aus Pennsylvania war zum Zeitpunkt gerade mal 19 Jahre alt und trug eine Siegerprämie von 3 Millionen US-Dollar heim.

Das weitgehend junge Publikum von eSport Events ruft natürlich Branchen auf den Plan, die bisher eher an einer älteren Demografik verdienten – wie eben Online-Casinos und Wettanbieter, die auf dem Browser oder über Apps das Wetten auf sportliche Ereignisse ermöglichen. Für die Fans selbst wird dadurch das Ansehen eines Matches oder Turniers noch interaktiver und spannender, wenn Sie dabei nicht nur ihr Lieblingsteam oder ihren Lieblingsspieler anfeuern, sondern bei deren Sieg sogar selbst Geld gewinnen können.

Gerade in Zeiten, in denen viele Stadien leer bleiben mussten, ergibt sich durch den eSport-Bereich ein neuer Unterhaltungssektor, vor allem, da sich wichtige Turnieren ganz ins Virtuelle verlagern lassen. Gerade die wichtigen Fußballvereine sind also gut damit beraten in diesen rasch wachsenden Bereich zu investieren, ebenso wie die Anbieter von Sportwetten.