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Zwischen überraschendem Spaß und Kritik – Senioren spielen GTA 5

Geschrieben von Sarah

Fine Bros Entertainment (TheFineBros) präsentieren auf ihrem Channel REACT, wie Kinder, Teenager und Eltern, sowie Senioren, unter anderem auf diverse Videospiele reagieren. Seit dem 21.01.2015 dürfen wir beobachten, wie ambitionierte Senioren sich hinter den Playstationcontroller setzen – oder vielmehr: gesetzt werden – und mal interessiert, mal eher unfreiwillig für 30 Minuten die umfangreiche Spielwelt von Rockstars Grand Theft Auto 5 erkunden.

Vor allem die weiblichen Probanden tasten sich zu Anfang noch recht unsicher durch das Startgebiet (Michael de Santas Villa in den Vinewood Hills), zucken vor Wand-und Möbelremplern zurück und beloben die Ausstattung des Anwesens. Doch auch die Herren geben sich beeindruckt von der grafischen Präsentation des Spiels. Eines haben beide Seiten jedoch auf jeden Fall gemeinsam: Mit dem Öffnen einer Autotür (und damit dem eigentlichen Kern des Spiels) hapert es erst einmal gewaltig – denn bis auf die Basics an Steuerung und Co. werden die Tester vollkommen auf sich allein gestellt der Spielwelt überlassen.

Trotz anfänglichen Startschwierigkeiten erweist sich das Fahrverhalten der älteren Generation von Testspielern doch als sehr interessant: denn zunächst wird erst einmal an Stoppschildern gehalten, sich brav in den Verkehr eingereiht und gewartet, bis die Ampel auf grün schaltet. Doch nach den ersten unfreiwilligen “Zusammentreffen” mit Passanten und der Entdeckung des Waffenwahlrades ändern sich das Spielverhalten und die Reaktionen schlagartig. Für Menschen, die alltäglichen Umgang mit Games haben, ein faszinierender und absolut amüsanter Anblick!

Wo vor Spielbeginn noch eine distanzierte und ablehnende Haltung gegen die Gewalt und die Karrierelaufbahn als Gangster, die in GTA 5 propagiert würde, herrscht, heizen nun Neugier und Begeisterung die Stimmung an. So wird gejubelt, wenn ein Autodiebstahl erfolgreich ist, zunächst schamhaft und schließlich laut gelacht, wenn Passanten dem Messer zum Opfer fallen und aufgeregt nach passablen Zielen auf zwei Beinen für die Schusswaffen gesucht – sowohl bei den Männern, als auch bei den Frauen. Und ja, es wird zum überwiegenden Teil zugegeben: Es macht doch ziemlichen Spaß und die anfängliche Frage nach dem eigentlichen Sinn des Spiels scheint vergessen.

Was auffällt: Die weiblichen Probanden lassen sich sehr von der Gestaltung der Umgebung beeindrucken, begutachten die Minigames und Gimmicks des Spiels (wie die detailgetreue Nachbildung des Santa Monica Peers von Los Angeles) und sorgen sich zunächst um die Spielfigur, an Stellen, die nicht spielrelevant sind (erwähnte Wand-und Möbelrempler). Die Männer hingegen lassen sich nach kurzem Zögern wesentlich schneller auf die Spielmechanik ein und scheinen weniger Skrupel, wie auch humoristische Begeisterung am Angreifen von Passanten zu finden. Hier sind die meisten Testerinnen jedoch ebenfalls nicht abgeneigt: Sie zeigen sich ambitionierter, suchen sich bewusst Ziele, um die Waffen neugierig auszuprobieren – spielen jedoch bewusster und vielleicht auch etwas verbissener (“Der liegt am Boden, er bewegt sich noch. Aber er ist noch nicht tot, da muss ich noch mal schießen.”). Auf beiden Seiten gibt es jedoch Probanden, denen das Schießen auf virtuelle Menschen sichtlich unangenehm ist und die sich zurückhaltend und zögernd geben – als würden sie etwas Verbotenes tun.

Nach dem Test bleibt letztlich ein interessierter und bezüglich des Spaßpotentials durchaus überzeugter, jedoch auch ein kritischer Eindruck zurück. Wieder kehrt die Frage nach dem “Warum” zurück, die sich für manche der Probanden nicht nur mit Spielspaß rechtfertigen ließe. Andere wiederum können sich durchaus vorstellen, in GTA 5 ein Ventil für den stressigen Alltag zu finden.

Eines von vielen interessanten Experimenten von REACT, aber auf jeden Fall ein sehenswerter Einblick sowohl für Nicht-Spieler, als auch vor allem für Spieler – denn zwischen den unterschiedlichen Auffassungen und dem Umgang mit Gewalt und der Materie Videospiel liegen oft Welten. Aber manchmal stellt sich eben doch heraus, dass diese Welten nicht ganz so unterschiedlich sind.