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Telekom DSL Drosselung – Antwort vom Telekom Chef

Geschrieben von Michael Fuchs

Nicht nur die Kunden von Telekom regen sich auf, sondern auch der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Dr. Philipp Rösler aus Berlin zeigte seine Zweifel daran. Telekom Chef René Obermann antwortete nun in einem offenen Brief zum Minister: offener Brief an Rösler von der Telekom

Ich möchte aus dem Brief ein paar Stellen zitieren, sowie auf einige Sachen eingehen.

vielen Dank für Ihr Schreiben, dessen Inhalt leider zeitgleich den Weg in die Medien fand. Ich wünschte, wir hätten vorher sprechen können.

Ja ne ist klar. Ist doch logisch, dass eine Reaktion eines Ministers auf dieses Thema direkt weg in die Medien findet. Kann man sich auch denken und man muss sich nicht raus reden, man hätte vorher sprechen müssen. Evtl. kommt ja auch später mal die Aussage, es wäre nie passiert, wenn man vorher geredet hätte…

Aber das mal so hingestellt.

Wie Sie, wollen auch wir das freie und offene Internet.

Frei, offen und gedrosselt. Welches Wort passt da nicht rein?

Bei der immensen Steigerung der Verkehrsmengen und der immer größeren Leistungsanforderungen an die Netze wird das aber dauerhaft nicht funktionieren, jedenfalls nicht, solange die nötigen Milliardeninvestitionen und der Betrieb der Netze privatwirtschaftlich zu erbringen sind.

Ahh, da haben wir ja auch schon direkt die Lösung. Lieber soll der Staat den Ausbau finanzieren und nicht die Telekom. Ist ja logisch, kann ich verstehen. Die Telekom ist der Anbieter und Betreiber, die Telekom bindet die eigenen Kunden daran, die Telekom kassiert hier ab und verdient damit selber Milliarden. Aber lieber zahlt man das Geld aus an die Chefetage sowie Aktionäre und steckt es nicht in die Refinanzierung oder in den Ausbau der Netze.

Ist klar. Aber man möchte nicht nur hier sparen, sondern auch die Dividene der Aktionäre kurzen. Bislang gab es eine unveränderte Ausschüttung von 0,72 Euro pro Aktie, die 7 Euro wert ist. Dies will man für 2013 / 2014 auf 0,50 Euro kürzen. Das dadurch gesparte Geld, möchte man lieber in den Ausbau der Breitbandnetze stecken. So sollen bis 2015 30 Milliarden Euro in den Ausbau gesteckt werden.

Der Gewinn 2012 liegt bei etwa 20 Milliarden Euro. 20 Milliarden Euro Gewinn – sicherlich nicht schlecht.
René Obermann, verdient im Jahr ca. 2,7 Millionen Euro – auch kein schlechtes Gehalt. Gesamtbezüge aller Vorstandsmitglieder der Telekom liegen bei etwa 15 Millionen Euro, durchschnittlich 2,42 Millionen Euro.

Insgesamt kann man also sagen, dass die Telekom Chefetage 17,7 Millionen Euro pro Jahr bekommt.

Folglich wären nach heutigem Stand von dieser vorgesehenen Preisänderung nur ca. drei Prozent der Kunden betroffen. Diese drei Prozent nutzen in unserem Netz 10 – 20 Mal größere Datenmengen als ein durchschnittlicher Kunde, der ca. 15 – 20 Gigabyte pro Monat verbraucht.

Okay, nehmen wir den Otto-Normal Gamer als Vergleich, nennen wir ihn mal Max.
Max kauft sich im Monat zwei neue Spiele, z.B. SimCity und Crysis 3. Diese muss Max Online Downloaden (wenn Online erworben), Online Updaten und bei SimCity auch durchgehend Online sein.

Max muss für diese zwei Spiele 35 GB Downloaden. Dann kommen noch regelmäßige Updates. Onlinezwang kostet natürlich auch Traffic. Sagen wir einfach mal bei Erstinstallation verbraucht Max einen Traffic von 45 GB und monatlich noch 10 GB dazu.

Max ist aber nicht nur ein Otto-Normal Gamer, sondern schaut sich auch gerne bei YouTube Videos an. Hier hat er 10 Lieblingskanäle – Querbeet. Täglich schaut sich Max 3 Videos an, mit einer Länge von 20 Minuten im Durchschnitt bei 720p.

Je nach Geschwindigkeit des Internets, kann man sagen, Max verbraucht täglich 600 MB Traffic dafür. Sind im Monat bei 30 Tagen also 17,57 GB Traffic. Und das bei drei Videos. Schon ist man dadurch kein normaler Verbraucher mehr bei der Telekom.

Max ist aber natürlich wie jeder andere noch auf Facebook, Twitter und anderen Social-Media Kanälen und normalen Homepages / Communitys. Auch hier kann man sich Videos ansehen, Bilder anschauen, irgendwelche Sachen runterladen – so kommen auch schon mal locker 5 GB Traffic im Monat zusammen.

Das einfach mal als Beispiel. Und es ist nur ein sehr einfaches Beispiel. Ihr wisst alle selber besser, was ihr im Internet macht. Musik hören, Musik downloaden, Webmaster, YouTuber, Let’s Player, Livestreamer – all dies sind ja keine extremen Hobbys sondern gehört schon fast zum Standard. Alleine dadurch und wenn man ein normaler Surfer ist wie Max, ist man direkt kein durchschnittlicher Kunde mehr bei der Telekom.

Mich würde also wirklich mal interessieren, wie der gute Telekom Chef hier auf nur 3 Prozent kommt und auf ein Durchschnittliches Trafficvolumen von 15 – 20 GB pro Monat. Wer wird hier als Beispiel genommen? Klar das Omas und Opas in dem Rahmen bleiben, die schauen sich alle 2 Wochen mal ne Website an und das wars. Schaut man sich die Jugendlichen an kommt man schon über den Durchschnittsverbrauch.

Die Alternative wäre eine Preiserhöhung für alle Kunden, die in unseren Augen weder klug noch gerecht wäre.

Verstehe ich auch. Man nimmt ja nicht schon 20 Milliarden Euro Gewinn ein, zahlt sich selber fast 3 Millionen Euro im Jahr aus und in der ganzen Chefetage keine 15 Millionen Euro im Jahr. Gesteigerter Preis = Gehaltserhöhung?

Sehr geehrter Herr Minister, ich hoffe, ich konnte zu einer differenzierteren Sicht beitragen. Für ein kurzfristiges Telefonat stehe ich Ihnen nach wie vor gerne zur Verfügung. Ich darf schon jetzt um Ihr Verständnis bitten, dass wir diesen Brief veröffentlichen werden.

Ich bitte sogar darum und sage danke Telekom. Ihr gebt weitere Gründe, wieso man das sinkende Schiff verlassen soll und lieber zu einem Konkurrenz Anbieter wechselt, ohne jetzt andere Anbieter aufzuzählen.

Aber lohnt sich ein Anbieter Wechsel? Andere Anbieter ziehen zwar noch nicht nach damit, wie es ein Tweet von Vodafone zeigt:

Aktuell haben wir keine Pläne, die DSL-Geschwindigkeit unserer Kunden nach bestimmtem Verbrauch zu #drosseln @netzpolitik #drosselung ^mh

Aber ist es oftmals nicht der Fall, wenn die Telekom etwas macht, machen es andere auch?