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Clickbait: Was ist das eigentlich?

Geschrieben von David Scheuß

Jeder ist schon einmal geködert worden, hat sich über Clickbait aufgeregt oder von diesem Begriff zumindest schon einmal gehört. Im Sensations- und Boulevardjournalismus, inzwischen aber sogar überall, sei es Gaming, Alltag oder Politik, ist diese Praxis bereits längst angekommen und auch zu weiten Teilen akzeptiert worden. Wieso uns das beunruhigt, was Clickbait ist und was nicht, könnt ihr in diesem Artikel nun nachlesen.

“Als sie nachts aus ihrem Bett aufstand, bemerkte sie etwas UNFASSBARES…”. Einen solchen oder ähnlich reißerischen Titel hat bestimmt jeder schon einmal im Internet gelesen und sich gefragt: “Was hat sie denn nun bemerkt?” Oft ist die Antwort ernüchternd, wenn es denn überhaupt eine gibt. Rechnet doch jeder mit einer unglaublichen Wende des Ereignisses, welches einen verblüfft und/oder schockiert in den Sessel zurücksinken lässt. Aber oft ist dem nicht so. Die vermeintlich unfassbare Entdeckung entpuppt sich als Schimmel an der Wand oder eine nicht zugeklappte Klobrille im Badezimmer. Ernüchternd.

Habt ihr etwas davon? Nein. Ein Gefühl, auf etwas hereingefallen zu sein, kombiniert mit der fehlenden Informationsübermittlung macht Clickbait zu einer von den Lesern verhassten Methode, mehr Klicks aus den Artikeln der Magazine und Blogs zu ziehen. Doch wann ist Clickbait eigentlich Clickbait und wann nicht? Wenn die Info, auf die der Titel hinweisen will im Artikel auch übermittelt wird, gilt dass dann als Clickbait. Oh ja!

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“Das hier sind die größten Trends des Sommers” Darunter streiten sich zwei Läger, ob es sich hier nun um Clickbait handelt oder nicht. Sommertrends könne man schließlich nicht alle in den Titel packen. Ist bei diesem Beispiel auch hier von Clickbait die Rede? Per Definition tatsächlich ja. Eine Neugier wird hier geweckt, wissen zu wollen, was die Sommertrends nun sind, also klickt man auf den Artikel, der besagte Trends vorstellt. Jetzt werden einige von euch natürlich zu Recht behaupten, dass ein Artikel, der mit keiner bösen Absicht versucht, Klicks einzuheimsen, nicht als Clickbait gestraft werden darf. Doch, kann er. Nur ist “gestraft werden” hier vermutlich die falsche Formulierung. Schon in Zeiten, als es gar kein Internet gab, wurde mit Hilfe von Überschriften – beispielsweise in Zeitungen oder Zeitschriften – die Neugier des Lesers geweckt, um Lust auf den Inhalt zu machen. Das galt und gilt heute noch als völlig normal. Doch die Grenzen werden immer weiter ausgetestet.

Kann also heutzutage der Begriff Clickbait eindeutig definiert werden? Leider nein, denn die Grenzen verschwimmen inzwischen viel zu sehr, als das die Intention jeder Überschrift klar gedeutet werden kann. Ein Modemagazin kann mit dem Beispiel, welches oben genannt wurde, leider nicht anders umgehen. Die Überschrift ist stark vom Content abhängig, das weiß jeder. Dreht sich der Trend um Latzhosen, Korksandalen, Longsleeves, Zylinder, Taschenuhren und Lederhandschuhen (Blöde Beispiele, ich weiß), so würde diese Fülle an Inhalt nicht in den Titel passen. Würde er zu lang werden, wirkt der Artikel unattraktiv, überlastet und unpersönlich. Eine gute Alternative wäre beispielsweise: “Vom Zylinder bis zu Korksandalen: Das sind die Sommertrends 2018” Der potentielle Leser wird angefüttert und sofern das Interesse besteht, mehr darüber erfahren zu wollen, kann er sich den Artikel durchlesen. Dennoch handelt es sich per Definition immer noch um Clickbait.

Was müsste also gemacht werden? Ganz klar muss Clickbait besser definiert werden, was sich allerdings schwieriger bewerkstelligen lässt, als gedacht. Da der klassische Clickbait eine unangebrachte Moral darstellt, müsste zwischen gutem und schlechtem Clickbait unterschieden werden. Ein Titel wie “Als er sich umdrehte, sah er etwas UNGLAUBLICHES” sollte klar von einer Überschrift wie “Das ist der Cast für den Avengers Infintiy War 2” getrennt und behandelt werden. Beides kann unter Clickbait betitelt werden und das ist etwas, bei dem viele Leser ins Schlingern geraten und mit bösen Kommentaren im Netz um sich schmeißen.

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Können wir euch also sagen, was Clickbait ist und was nicht? Zum Teil, ja. Sollte ein Artikel klar darauf abzielen, euch um jeden Preis auf den Artikel zu locken, könnt ihr von Clickbait ausgehen. Vor allem, wenn die Information absichtlich so weit beschnitten worden ist, dass die Schlüssel-Info fehlt. Im Endeffekt muss sich etwas bei den Lesern ändern und Clickbait viel härter bestrafen, indem sie gerade nicht auf solche Artikel klickt. Leider sagen die Statistiken etwas völlig anderes. Viel mehr wäre eine Kennzeichnung von Magazinen oder Blogs hilfreich, die dafür zertifiziert werden, ihre Inhalte nicht über Clickbait publik zu machen. Eine Facebook Gruppe, die eine gute Arbeit leistet, nennt sich Stop Clickbait – Deutschland.

Autoren und Magazine, Blogs, Online Medien und andere News Seiten haben die Wahl: Stellen sie den Content und die Überschriften gezielt auf Clickbait um, damit bessere Aufrufzahlen generiert werden oder bleiben sie sich ihrer Philosophie treu und greifen nicht auf solche Mittel zurück? Oft kann es helfen, sich das Sprichwort “Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andrem zu.” durch den Kopf gehen zu lassen. Und im Endeffekt möchte man lieber aus den menschlich richtigen Gründen bekannt werden, anstatt berühmt-berüchtigt zu sein.

Wir von Lets-Plays.de haben uns seit der Gründung geschworen, Inhalte, Stilmittel und Vorgehensweisen, die wir selber persönlich als störend oder unangebracht halten, nicht in unserem Angebot einsetzen wollen. Dazu gehört auch Clickbait. Es gibt einen Artikel, der damals in diese Richtung aufgesetzt worden ist und das bereuen wir seitdem jeden Tag. Denn auch wenn er im Vergleich zu anderen Artikeln eine bessere Statistik aufweisen kann, so bringt es uns rein gar nichts, wenn die Community und Leser nicht hinter diesem Konzept steht und negativ darauf reagiert. Sollten wir also noch einmal in diese Richtung driften, zeigt uns diesen Artikel und versohlt uns ordentlich den Hintern 😉