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Super Bomberman R – Bombenstimmung oder Blindgänger?

Geschrieben von Oliver Baumann

Die Switch hatte einen Launch. Und der lief von den Verkaufszahlen her laut Gamestop und Nintendo sogar super. Zusammen mit der Konsole erschienen als Retailfassung fünf Spiele. Und eines davon ist Super Bomberman R. Eines der wohl ältesten Videospiel-Maskottchen ist nun endlich wieder zurück gekehrt. Doch kann Konami an die glorreichen Tage von früher anknüpfen oder darf man wiedermal Jim Sterling?

Nostalgie und Vorfreude

An jenem Freitag, den ich zugegebener Maßen schon recht häufig erwähnt habe, habe ich mir auch für 45€ den Titel gekrallt, mit dem Bomberman nun endlich wieder die große Bühne betritt. Das Spiel lehnt sich an die Super Bomberman Reihe aus den 90gern für das SNES an und als jener, der die Spiele damals geliebt hat und auch viele schöne Erinnerungen damit hat, habe ich auch liebend gerne darin investiert mit voller Vorfreude darauf endlich einen alten Freund wieder zu sehen. Mal schauen ob das Spiel dem 33-jährigen Jubiläum Bomberman’s gerecht wird. Immerhin betont es das selbst. Von daher sind schon Erwartungen da.

Das Spiel wird eingelegt, die Switch eingeschaltet und schon kann es losgehen! Es ist recht farbenfroh. Etwas, das ich mag und das auch zu Bomberman passt. Das Startmenü beinhaltet den Multiplayer, den Singleplayer, einen Shop und ein paar Einstellungen.

Ein paar Sätze zur Switch: Nintendo Switch – Ein Post-Launch Resumé

Voller Panik habe ich auch erst einmal nachgeschaut was im Shop so alles geboten wird. Immerhin haben sich die Zeiten geändert. Kein Kaufpreis eines Spieles schützt einem vor Microtransactions und ich habe gewisse Vorurteile unter anderem gegen Konami. Allerdings Fehlalarm! Alles wird mit im Spiel verdienten Juwelen bezahlt. Obwohl einem eigentlich Goldmünzen angezeigt werden. Übersetzungsfehler? Leichtsinn? Hat irgendwer irgendwen getrollt und keiner hat es gemerkt? Keine Ahnung.

Man kann sich kosmetische Items kaufen in Form von Antennen für die Bombermans, wobei es keine Bomber-spezifischen Items gibt. Daneben gibt es noch Charakter, die man erst für den Kauf freischalten muss indem man den Singleplayer durch hat, und weitere Arenen für Multiplayer-Gefechte.

Singleplayer

Der Storymodus stellt die Singleplayer-Komponenten dar (Matches gegen Bots mal ausgenommen) und greift den Handlungsstrang der Super Bomberman Spiele auf. So tauchen etliche Bekannte wieder auf. Neben dem im Bomberman-Franchise allgemein immer wiederkehrende Superschurke Professor Bugglar, der dieses Mal mit seiner Bugglar-Armee das Universum erobern will, sind auch wieder die Dastardly Five dabei, die ihr Debüt in Super Bomberman 2 hatten.

Der Plot läuft ungefähr so ab: Professor Bugglar taucht aus dem Nichts auf und will das Universum erobern. Er erweckt die verschrotteten Überreste der Dastardly Five zu neuem Leben (alle Bomber sind Roboter, btw. Automata), welche für Ihn das Sonnensystem erobern sollen, in welchem auch der Bomberplanet ist, die Heimat der Bombermans (oder Bombermen?). Da hätten wir Magnet Bomber, Golem Bomber, Phantom Bomber, Plasma Bomber und kurioserweise Karaoke Bomber, welche Pretty Bomber ersetzt zu haben scheint. Man bekommt dafür aber auch eine Begründung im Spiel.

Während also Bugglar aktiv wird, will der weise Bomberman mit seinen Geschwistern trainieren, da er so ein bisschen ein Try-Hard ist, in etwa so wie Leonardo von den Ninja Turtles. Die anderen Bomber rot, grün, blau, pink, schwarz, hellblau und gelb, deren Farben auch deren Namen darstellen, sind da eher nicht so engagiert. Und von da kommt auch der eher flache Humor, den das Spiel ständig versucht einem zu servieren und jedes Mal daran scheitert. Der weiße Bomber versucht also das Universum vor den Dastardly Five und Bugglar zu retten während er seine Geschwister mit schleift.

Jeder Bomber hat eine Persönlichkeit.

Jeder Bomber hat eine Persönlichkeit.

Das war’s im Grunde. Die Story ist relativ simpel. Es wird versucht noch ein bisschen Drama und Tiefgang in die Sache zu bringen, was man vor allem mit Karaoke Bomber und Plasma Bomber erreichen wollte. Leider fällt alles ziemlich kurz aus. Die Story ist überall verstreut. Es wird auch nicht wirklich eine Geschichte erzählt. Vielmehr werden Szenen gezeigt, die vor Klischees nur so triefen. Die Story ist nicht gut. Das erwartet man auch nicht unbedingt. Sie ist auch nicht abgrundtief schlecht. Es ist eher ein chaotischer Unfall, der in irgendeinem komischen “meh” resultiert, bei dem man sich durchaus fragt: “Warum?”.

Die Story wird mit Comicsequencen erzählt, die humorvoll sein sollen.

Die Story wird mit Comicsequencen erzählt, die humorvoll sein sollen.

Fast so als ob man selbst bei Konami gewusst hätte, dass sich keiner für eine Story interessiert. Nur müsse man irgendwas abliefern und am besten noch irgendwas, das bereits bekannt ist, damit man in die “Lore” (hat Bomberman wirklich, auch wenn es nicht so umfangreich ist) reinpasst und eventuell die Nostalgiker abholen kann (vielleicht bin ich aber auch der einzige). Übrigens bedient man sich aus dem alten Super Bomberman Plot, allerdings passt der von der Handlung her nicht in die Reihe rein. In den wenigen Fragmenten kommen nämlich ein Paar Dinge vor, die nicht mit den alten Teilen verträglich sind. Das offensichtlichste ist hierbei der Plottwist um Karaoke Bomber.

Man kämpft sich im Sonnensystem über fünf Planeten durch. Jeder Planet besteht aus acht Labyrinthen/Arenen und einem Bosskampf, der auf zwei Arenen aufgeteilt ist. Bosskämpfe funktionieren auch so wie in Super Bomberman 2 als dass man erst den fraglichen Bomber der Dastardly Five bekämpfen muss und danach noch ein Konstrukt, welches von ihm gesteuert wird. So kommt das Spiel auf die 50 Level auf der Packung. Da nach den fünf Planeten noch ein doppelter Bosskampf ansteht, würde man nach der Zählweise des Spiels auf insgesamt 52 Level kommen.

Je nachdem wie man sich anstellt kann man es eigentlich gut und gerne in unter vier Stunden schaffen. Ehrgeizige und/oder begabte Spieler können da noch einiges mehr nach unten rausholen. Die normalen Arenen beinhalten dabei stehts eine von zwei Aufgaben. Entweder man muss alle Gegner in einem Level besiegen oder eine spezifische Aufgabe erfüllen, die sich von Planet zu Planet unterscheidet. So muss man auf einem Planeten Schlüssel einsammel, auf einem anderen Leute retten und auf einem dritten zwei Minuten lang durchhalten. Von den acht Leveln pro Planet kommen die alternativen Aufgaben dreimal vor. Dadurch wirkt das Spiel sehr monoton. Ein weiterer Grund dafür ist, dass sich abgesehen von der Optik die Planeten nur in einem kleinen Gimmick unterscheiden.

Das Gimmick des ersten Planeten ist es, dass es keinerlei Gimmicks hat, dann haben wir Säulen, die durch Schalter aktiviert werden, Planet Nummer 3 hat vereiste Böden, danach kommen Sprungfedern und der letzte Planet hat sich bewegende Plattformen. Was auch so ein bisschen den Spaß trübt ist, dass man einen Planeten immer komplett abschließen muss. Wenn man beim Endgegner stirbt, muss man alle acht Arenen zuvor nochmals spielen. Zudem gibt es eine finanzielle Belohnung erst, wenn man den Planeten gemeistert hat. Da Magnet Bomber und Golem Bomber, die ersten beiden Bosse, besonders schwierig sind (hängt mit deren Spezialbomben und dem Arena-Layout zusammen), ist der Anfang des Spieles frustrierend, während man danach einfach nur noch durch spaziert.

Man muss einen Planeten immer komplett abschließen, wenn man vorwärts kommen will.

Man muss einen Planeten immer komplett abschließen, wenn man vorwärts kommen will.

Nach dem ersten Durchspielen, wenn man dann sich auch die Level frei aussuchen darf, spielt man den Singleplayer nur noch, weil es eine effektive Methode ist Juwelen (die eigentlich Münzen sind) zu farmen. Und das würde man sehr oft machen, da die Goodies im Itemshop nicht gerade günstig sind. Wenn es gut läuft, sammelt man etwas um die 700 Juwelen nach Abschluss eines Planeten ein. Da das Freischalten einer einzigen Multiplayer-Arena 2500 Juwelen kostet, und es mehrere gib, kann man sich denken, dass man da einiges farmt. Dann kommen noch die Antennen hinzu. Dabei gibt es von der gleichen Antenne mehrere Farbvariationen, die man nur nacheinander freischalten kann. Wenn man zum Beispiel einen Pilz als Antenne auf dem Kopf will, der blau ist, dann muss man erst einen roten und einen grünen gekauft haben, wobei die Preise für Pilzantennen mit jedem Kauf zunehmen. Und dann gibt es da noch fünf Bomber, die man kaufen darf, wenn man den Singleplayer durchgespielt hat. Davon kostet jeder jeweils 5000 Juwelen. Ob man jetzt im Singleplayer oder im Multiplayer farmen will, ist jedem selbst überlassen. Es erwartet einem allerdings so oder so ein ziemliches Grindfest.

Es dauert ein bisschen, bis man sich alles leisten kann.

Es dauert ein bisschen, bis man sich alles leisten kann.

Multiplayer

So, dann kommen wir mal zum potentiellen Kaufgrund für das Spiel, der Multiplayer. Das Spielprinzip dürfte einem klar sein: Bis zu vier Spieler stehen jeweils in einer Ecke der Arena und müssen sich den Weg frei sprengen um dann die Gegner mit Bomben aus jener raus zu sprengen. Solange das Match noch nicht entschieden ist, kann man versuchen einen seiner Gegner vom Bildschirmrand raus zu bomben und sich so wieder ins Spiel bringen. Nach einer gewissen Zeit wird die Arena immer kleiner und die Chance am Leben zu bleiben wird immer geringer. Der letzte, der am Ende noch stehen bleibt, hat gewonnen.

In Bomberman R können bis zu 8 Spieler gleichzeitig in der Arena antreten. Das geht sowohl lokal an einer Konsole, über mehrere Konsolen oder online. Die erste Methode funktioniert dabei sogar ganz gut, die zweite konnte ich aufgrund mangelnder Switchbesitzer im sozialen Umfeld nicht testen und die Online-Erfahrung war alles andere als gut. Online gab es immer wieder Verbindungsprobleme und Lag, der dafür gesorgt hat, dass das ganze zu einem Glücksspiel wurde. Dabei wäre online besonders interessant durch den Liga-Modus, bei dem man in verschiedene Ränge aufsteigen kann.

Also so wie League of Legends, Starcraft 2 oder Counter-Strike: Global Offensive. Ich wäre gerne Bombermeister. Das Spiel ist kurzweilig und es wird unter Freunden ja auch schon hitzig sobald der Wettbewerbsgedanke kommt. Da stellt sich dann eher die Frage ob die Langzeitmotivation durchhält. Vor allem bei einem Spiel wie Bomberman, bei dem man nach spätestens einer Stunde durchaus seine Sprenggelüste befriedigt hat. Das wären allerdings auch bis zu zehn Matches am Stück. Während dies allerdings doch arg subjektiv ist, ist das Verbindungsproblem durchaus nicht gerade toll und ich hoffe, dass sich seit dem letzten Mal die Situation verbessert hat. Zudem muss man auch bedenken, dass ab dem diesjährigen Herbst für den Online-Mulitplayer bezahlt werden muss. Bomberman R ist hier eines der wenigen Spiele, deren Erfahrungen Einfluss darauf haben können ob Leute überhaupt gewillt sind für eine derartige Dienstleistung zu zahlen. Ich will jetzt Konami nicht schlecht reden, ich hoffe allerdings dass die Ursache für die Latenzprobleme bei Konami liegen und nicht bei Nintendo.

Nach jedem Sieg darf man sich über ein kurzes Statement des Gewinners freuen,

Nach jedem Sieg darf man sich über ein kurzes Statement des Gewinners freuen,

Die verschiedenen Arenen sind nicht besonders kreativ und im Vergleich zu dem 24 Jahren älterem Super Bomberman 2 nicht so abwechslungsreich. Zudem wirkt es mit 3D Grafik etwas unübersichtlich. Vor allem wenn sehr viel los ist. Ansonsten gibt es eigentlich gar nicht so viel zu sagen. Man kann Juwelen verdienen je nachdem wie man abgeschnitten hat, im Rang aufsteigen oder unbewertete Matches spielen. Es ist das was man erwartet, wurde aber von deutlich älteren Vorgängern schon besser umgesetzt. Dennoch macht es Spaß.

Fazit

Super Bomberman R macht Spaß. Ich mag es wirklich gern. Allerdings freue ich mich auch einfach darüber, dass der weiße Bombenleger endlich wieder auf der großen Bühne auftaucht. Und obwohl ich das Spiel so sehr mag muss ich leider zugeben, dass es “meh” ist. Es ist nicht wirklich schlecht, aber halt auch einfach nicht gut. Wenn man sich Bomberman 64, Bomberman World, die Super Bomberman Reihe oder Bomberman Ultra anschaut (um ein paar Beispiele zu nennen), dann sieht man, dass Bomberman richtig gut sein kann und man wirklich viel rausholen kann. Dafür muss man sich allerdings Mühe geben. Und auch wenn es mich traurig stimmt muss ich sagen, dass Super Bomberman R nicht den Eindruck erweckt, als wollte man sich Mühe geben. Obwohl ich die 45€ gerne bereit war auszugeben muss ich sagen, dass viel zu viel verlangt wird für das, was man abliefert.

Der Singleplayer ist minimal. Die Qualität der Synchronsprecher schwankt von ganz gut bis “ist nur ein weiterer Gehaltscheck”. Die Story macht teilweise keinen Sinn und ist voll mit Klischees. Und das Herzstück, der Multiplayer, kann einfach nicht mit Titeln aus der eigenen Reihe mithalten, die über 20 Jahre alt sind. Als Fan und nicht Fanboy muss ich sagen, dass es für 25€ vollkommen okay wäre. Es wäre sogar gut. Wer allerdings 45€ (anscheinend sogar 49,99€) verlangt, sollte sich auch etwas Mühe dafür geben. Super Bomberman R ist definitiv kein Spiel um Jim Sterling zu zitieren, leider verwehrt es mir aber auch meinen inneren Fanboy ans Tageslicht zu bringen. Sollte das Spiel allerdings einen größeren Pricedrop erhalten, so ist es definitiv einen Blick wert. Als Multiplayer-Titel füllt es bisher eine wichtige Lücke für die Switch, an die bei Nintendo keiner trotz des Marketings der Konsole gedacht hat.

Es geht auch deutlich schlechter: Vroom in the Night Sky

Als Randnotiz: Konami hat ja noch Bombergirl in der Pipeline, welches nach allem bisher bekannten sich jetzt schon interessanter anhört als Super Bomberman R.

Wertung

7.3

Singleplayer*

6.6/10

Multiplayer

8.7/10

Sound

7.8/10

Grafik

7.3/10

Preis

6.0/10

Pro

  • Multiplayer macht Laune
  • Bis zu 8 Mitspieler

Contra

  • Kurzer Singleplayer
  • Viel Gegrinde
  • Probleme bei Onlinematches
  • Überteuert