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Sind Let’s Player Journalisten?

Geschrieben von Michael Fuchs

Vor ein paar Tagen, wurde auf Golem.de darüber berichtet, ob Let’s Player Journalisten sind oder doch nur Stars. Besser gesagt, ging es um den TV-Werbespot von Gronkh, Sarazar und Sgt Rumpel zu einer Sondersendung von Let’s Play Together zu The Evil Within. Zugegeben wurde an mehreren Stellen, Gronkh, Sarazar, Sgt Rumpel, Studio71 wurde dafür bezahlt. Was logisch ist.

Böse ist es nicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wo es solche Artikel gab, nur anstatt Let’s Playern und YouTubern waren es die Blogger. Also wie ich. Sind Blogger Journalisten? Können Blogger das überhaupt? Blogger sind doch nur eine kleine Spezies die nicht lange überleben werden. Blogger beeinflussen Menschen. Blogger haben es nicht verdient, Geld damit zu verdienen. Und heute?

Fast jedes großes Medien Imperium führt Blogs. Jede große Firma hat einen Firmen Blog. Verlage haben Blogs. Blogger sind inzwischen ein fester Bestandteil in der Medien Landschaft. Heute interessiert es keinen mehr, ob Blogger da sind, damit Geld verdienen und sogar mehr Leser erreichen als so mancher Zeitungsverlag. Das war vor Jahren.

Das ganze hat langsam begonnen, wurde dann von den alten Medien aufgegriffen, durch genommen wie eine Hafen “Frau” und dann fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Interessiert heute keinen mehr. Blogs sind ein Teil des Internets. Nun kommen die YouTuber und Let’s Player.

Bewegtbild. Diskussion mit dem Zuschauer. Millionen / Milliarden fließen in die Webvideo Werbe Landschaft. Von Gronkh, PewDiePie, YTitty, DieLochis und co liest man immer öfters. Erinnert mich an etwas. Nun sind es die YouTuber, die ins gelbe Rampenlicht kommen. Sind YouTuber und Let’s Player Journalisten? Wer sind die, dass die da mit reden. Bessere Werbedeals als sonst wer. Viele können davon leben. Und weiteres geheule.

Man muss sich nur die “alten” Medien anschauen, die darüber berichten. Wo der Redakteur vielleicht – mit Glück – ein Video angesehen hat. Aber die Klappe aufreisen. Wie damals. Ich will jetzt nicht sagen, die haben Angst davor. Aber Blogger haben gezeigt, sie setzen sich durch. Moderne Konkurrenz.

Kommen wir also zur Frage des Artikels. Sind Let’s Player Journalisten.

Let’s Player zeigen dem Zuschauer ein Spiel. Auch wenn sie keine direkte Werbung für das Spiel machen, machen sie Werbung für das Spiel – sie zeigen es ja. Sie teilen dem Zuschauer direkt oder indirekt mit, wie das Spiel ist. Damit auch eine Kaufempfehlung. Sie bewerten Spiele. Haben teilweise mehr Erfahrung als Spiele Journalisten bei so manch einem Verlag. Also kann man sagen, Let’s Player sind Spiele Journalisten 2.0. Denn was macht ein Spiele Journalist bei einem Online / Print Magazin?

Er testet das Spiel. Er macht Werbung für das Spiel – es wird darüber berichtet. Er teilt dem Leser seine Meinung mit. Kaufen ja oder nein. Wie Let’s Player. Nur das Let’s Player es in Videoform machen. Wie auch schon einige Verlage.

Kommen dann Artikel wie auf Golem oder sonstigem, die einfach schlecht recherchiert sind – dann kriegt man schon einen Brechreiz. Wie vor Jahren bei Bloggern. Zusätzlich noch eine reißerische Überschrift. Auf die Titelseite damit. Verzehrtes Titelbild. Schlecht geschrieben ohne sich zu informieren. Schon hat man einen Artikel, der tausendfach gelesen wird. Daran verdienen Verlage. Darauf sind die Redakteure stolz.

Hauptsache über ein “neues” Medium berichten, wo man keine Ahnung hat, ohne sich zu informieren – Hauptsache man berichtet darüber, dass man noch Klicks darauf kriegt. Großes Kino. Und da stelle ich mir die Frage: Sind das Journalisten? Ist der angesprochene Artikel von Golem geschrieben worden von jemanden der sich auskennt? Zuletzt gab es auch mal einen Shitstorm gegen ein Magazin, wegen YouTubern. Weiß jetzt nicht mehr genau was das nochmal war. Auf jeden Fall hat der “Journalist” eine schöne Scheiße abgeliefert und einkassiert. Ist sowas ein Journalist? Wenn ja, dann sollte er vielleicht den Bereich wechseln.

Man erwartet von einem Journalist oder Redakteur bei einem großen Online Medium, dass dieser sich damit auskennt. Das dieser keinen Scheiß schreibt. Sich darüber informiert und recherchiert zum jeweiligen Thema. Macht er das nicht, ist er für mich kein Journalist oder Redakteur. Jeder 0815 Blogger kann dies besser machen. Mache ich auch. Wenn ich über ein größeres Thema schreibe, setze ich mich oft Stunden hin um darüber zu recherchieren. Ich will auch Stolz auf meine Artikel sein.

Ich sitze mich nicht an den Rechner, schau durch was gerade aktuell ist und denke mir dann “Boah ja, geil. Darüber muss ich schreiben.” 10 Minuten später ist der Artikel Online und man sieht was dabei raus kam. Ein Artikel den man besser in den Papierkorb verschiebt. Ich weiß, Redakteure und Journalisten verdienen nicht das beste Gehalt. Müssen mehrere Artikel Online stellen. Der Chef sitzt im Nacken. Redaktionsschluss und co. Trotzdem sollte dabei gute Arbeit rauskommen oder man sucht sich einfach einen neuen Job.

Auch wenn man es nicht direkt vergleichen kann. Früher als Koch, hatte ich auch nicht immer Bock. Kannte auch nicht alle Rezepte auswendig. Hab auch mal Gerichte für dutzende Leute gekocht wo ich wusste, dass ist Mist. Passiert jedem Koch. Resonanz? Arschtritt. Wenn man Pech hat gibt man das sogar an die Leute aus und bekommt das Feedback ins Gesicht. Abmahnung. Einen Posten für mehrere Tage / Wochen welcher scheiße ist. Und mit viel Pech, darf man das ganze auch noch selber zahlen. Musste ich auch mal.  Man lernt daraus. Man setzt sich nach Feierabend hin, lernt Rezepte oder überdenkt die Geschichte, was hätte man besser machen können. Vielleicht fehlt der Arschtritt, dieser ist – wo ich gearbeitet habe (normale Restaurants, 4-Sterne, Kreuzfahrt) – schon normal. Macht man eine Scheiß Arbeit, bekommt man das gespürt. Man lernt daraus. Man macht es besser, außer man steht auf Arschtritte.

Und da kann man auch fragen, sind das Köche? Genau wie bei so manchen Artikeln. Sind das Journalisten?

Ein Thema über das man sich nur aufregen kann. Aber das ganze wird sich auch legen, wie bei den Bloggern. Dann berichtet man kaum mehr darüber. Dann hält man seine Fresse. Aber jetzt, wo es aktuell ist und man damit verdienen kann, redet jeder mit. Selbst die, die davon keinen blassen Schimmer haben. Aber es sind Journalisten.