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Dragon Age: Origins – Wie gut hat es sich gehalten?

Geschrieben von Stefan Aigner

Über die Jahre sind viele Vorurteile über den Gamingbereich in unseren Gehirnen verankert worden. Ubisoft ist das nächste EA, Bethesda kennt nur eine Formel für RPGs, EA ist der Teufel, Casual-Gamer haben keine Ahnung von irgendwas und so weiter. Und mögen viele davon ihre Richtigkeit haben, so hat sich eines der Gerüchte als falsch herausgestellt. Nämlich, dass EA nichts Neues machen kann/will.

Dieses Vorurteil stellte sich am 06.November 2009 als falsch heraus, als EA in Kooperation mit Bioware das Rollenspiel Dragon Age: Origins auf den Markt brachte. Frische, blutrünstige, gut ausgereifte Fantasygeschichten aus dem Land Thedas waren an der Tagesordnung. Und die waren gut genug um sich hier einen kurzen Rückblick zu verdienen.

Um was geht es denn hier?

Das Land Thedas, genauer gesagt dessen Kontinent Ferelden wird von der „Verderbnis“ ins Chaos gerissen. Die Verderbnis ist die Überschwemmung des Landes mit Kreaturen der so genannten „dunklen Brut“, grässlichen Kreaturen die aus den Tiefen der Erde hervorbrechen um die Völker von Thedas zu vernichten. Angeführt werden sie dabei von einem drachenartigen Erzdämonen. Gegen die Verderbnis stemmen sich die Soldaten der Grauen Wächter, einem Orden der aus allen Rassen und Klassen besteht und unabhängig von Politischen Allianzen agiert. Als einer der letzten dieses Ordens ist es an Euch die verschiedenen Rassen von Ferelden zu bereisen um eine Armee gegen die Verderbnis aufzustellen und den Erzdämonen zu erschlagen. Auf Eurer Reise werdet ihr immer wieder auf Personen treffen, die euch in eurem Kampf unterstützen und eure Gruppe tapferer Recken (und einem Hund) erweitern.

Grafik: Für den damaligen Standard von 2009 war das Spiel durchaus schick anzusehen. Es mag keine Augenweide gewesen sein, wie die Bombastischen Cinematic-Trailer zu hoffen angeregt hätten, doch es war auf keinen Fall hässlich. Gut, manche Umgebungen wie das karge Gebirge rund um Redcliff ist ganz sicher kein Augenöffner, doch der genialen Inszenierung und dem epischen Gefühl tut das keinen Abbruch. Was hier noch zu sagen ist, die Brutalität war für ein RPG zu dieser Zeit fast schon revolutionär, denn selten hat man bisher Spiele gesehen, bei denen die Helden tatsächlich Blutverschmiert aus den Gefechten hervorgingen, nachdem sie zwei Streiter der dunklen Brut enthauptet hatten.

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Ohrenschmaus oder Gehörgangsgraus?

Ein bombastischer orchestraler Soundtrack mischt sich mit sehr gut eingesprochenen Dialogen und bietet hier einen nahezu perfekten Einstieg in die Welt von Dragon Age. Einzige die Abmischung hat bei Bioware untypischerweise nicht so geklappt wie sonst, denn manche Dialogzeilen sind um ein schönes Stückchen lauter bzw. leiser als die anderen. Ansonsten gibt es hier nichts zu meckern, denn die Soundkulisse lässt immer wieder Gänsehautmomente oder Erinnerungen an Tolkiensche Schlachten aufsteigen.

Eher Action oder doch Strategie?

Die Steuerung ist ein zweischneidiges Schwert bei der gesamten Dragon Age Serie. Wir hatten damals das Spiel für die Xbox 360 gespielt und das Spiel konnte dennoch nie das Gefühl abschütteln für den PC designt worden zu sein. Was dem einen Fluch ist dem Anderen ein Segen, denn so konnte man auch auf der Konsole das Spiel pausieren und von der klassischen Third-Person in die Vogelperspektive umschalten um seinen Gefährten Befehle zu geben. So bekam das Spiel eine wesentlich taktischere Komponente, die ganz besonders in den höheren Schwierigkeitsgraden Unabdingbar war.

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Was macht es letzten Endes so gut?

Heutzutage wissen wir, dass Bioware auch auf den neueren Konsolen für erstklassige Rollenspiele bürgt und das blinde Vertrauen von einem Großteil der Gamercommunity genießt. Damals, war jedoch davon noch nicht viel zu sehen, denn bis auf das , zugegebenermaßen Großartige, Mass Effect, hatte man auf den damaligen Konsolen nicht viel von Bioware zu sehen bekommen. Umso froher waren wir als der Entwickler von Perlen wie Baldurs Gate und Neverwinter Nights sich wieder dem Fantasygenre zuwandte und Dragon Age: Origins ankündigte.

Ein Dark-Fantasy Rollenspiel wie es im Buche steht, wurde uns entgegengeschmissen und wir freuen uns noch heute die Intromelodie zu hören. All das liegt zum Teil auch an der Namensgebenden „Origins“ (zu Deutsch: Herkunft) Partie des Spiels. Wenn man ein neues Spiel startete, so wurde zunächst in klassischer Rollenspiel Manier der Charakter erstellt. Jedoch wurde hier nicht nur aus den 3 verfügbaren Rassen (Mensch, Zwerg, Elf) oder den 3 Verfügbaren Klassen (Krieger, Schurke, Magier) gewählt sondern auch der Soziale Status des Charakters. So konnte man einen Waldelfenjäger erstellen oder einen in Sklaverei lebenden Stadtelfen. Oder gar einen Magier, der im Orden aufwuchs. All diese Herkunftsgeschichten dienten gleichzeitig als Tutorial und Einstieg in die Geschichte als auch als Grundstein für zukünftige Interaktionen mit anderen Bewohnern der Welt.

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NPCs oder gar Gruppenmitglieder reagieren anders auf einen Zwerg aus der Königsfamilie von Orzammar, als auf einen ehemaligen Elfensklaven. Besonders unterhaltsam wurde es wenn sich Mitglieder aus eurem inneren Kreis gegenüber standen und unterschiedliche Ansichten hatten. Der Kreis eurer Gefährten kann im Übrigen aus bis zu acht Gefährten bestehen, von denen jedoch nur 3 auf Missionen mitdurften. Ein Tipp unter Freunden: die Unterhaltungen zwischen der Hexe Morrigan und dem Grauen Wächter Allistair sind pures Gold, denn wo Allistair den passiven, fast schon feigen Ritter gibt, ist Morrigan als kecke Hexe immer zur Stelle um ihm eins auszuwischen. Zitat: „Hm jetzt haben wir einen Hund in der Gruppe und Allistair ist immer noch unser dümmstes Mitglied.“

Dragon Age Origins ist ein echt wunderbares Rollenspiel aus dem Kanadischen Entwicklerhaus von Bioware. Dunkel, Blutrünstig, Gefühlvoll, Stimmungsschwanger sind nur ein paar Worte mit denen sich das Spiel beschreiben lässt. Für alle die es noch nicht gespielt haben hier die offizielle Empfehlung von uns an euch, dem Spiel eine Chance zu geben, wenn ihr denn etwas für RPGs übrig habt. Alle anderen, die das Spiel bereits gespielt haben: folgt unserem Beispiel und taucht erneut in die Welt von Thedas ein.