Equipment Testbericht

Sound BlasterX H5 von Creative

Geschrieben von Oliver Baumann

Von Creative, die bei Zockern wohl primär für akustische Ausstattung bekannt und beliebt sein dürften, gibt es nun was auf die Ohren! Glücklicherweise darf man das wörtlich nehmen, denn aus der Reihe der Sound BlasterX Produktreihe darf das analoge Headset Sound BlasterX H5 zeigen was es alles drauf hat. Dann legen wir mal los!

Das tolle am Redakteur sein für diese Seite ist, dass man sich hin und wieder wie ein Kind kichernd auf ein Päckchen freuen darf. Fast wie Weihnachten, nur dass man weiß, dass da (hoffentlich, denn wir wollen ja relativ neutral in den Bericht gehen) was tolles im Päckchen ist und nicht etwa ein paar selbstgestrickter Socken gefüllt mit Trockenpflaumen von Oma Gertrude. Und dass man sich solche Texte aus den Fingern ziehen darf, weil man irgendwie ins Thema rein finden will, ist auch ‘ne super Sache. Voller Freude darf nun also das Päckchen geöffnet werden und schon haben wir die etwas holprige Überleitung zum ersten Punkt geschafft.

Der Lieferumfang

Das Headset wird stilecht in einer halbtransparenten Hartplastikdose präsentiert. Die Vorder-/Oberseite gewährt einen Blick auf das Headset. Die andere Hälfte ist mit Standfüßen versehen, so dass man die Wahl hat ob die Verpackung aufrecht oder liegend platziert werden soll. Die stabile Packung erlaubt zudem das Headset ordentlich aufzuräumen und erspart einem einen Haufen Karton und Plastik zum Müll zu bringen (denkt an den gelben Punkt!). Um ehrlich zu sein rechne ich das doch ein bisschen hoch an da Müll nervt und gute Aufbewahrungsmöglichkeiten gerne gesehen sind. Neben den typischen Garantiezetteln und dem Faltblatt mit der Anleitung befinden sich noch ein 1,2m langes Kabel mit integrierter Steuerung für das Headset und ein zweites 1,2m Kabel, welches den Mikrophoneingang und Audioeingang splittet. Und nicht zu vergessen das Headset selbst mit abnehmbaren Mikrophon. Das einzige was fehlt, ist eine Treiber-CD/DVD. Dazu allerdings später mehr. Nehmen wir erst mal das gute Stück in die Hand.

Praktisch verpackt in der Box, die auch als Aufsteller verwendet werden kann. Bei der Verpackung hat Creative ganz klar mitgedacht.

Praktisch verpackt in der Box, die auch als Aufsteller verwendet werden kann. Bei der Verpackung hat Creative ganz klar mitgedacht.

Die Verarbeitung

Beim Sound BlasterX H5 handelt es sich um ein analoges Stereoheadset. Alles was einen 3,5mm Klinkenstecker annimmt (also alles, in dessen Loch der Stecker passt), ist mit dem Headset kompatibel. Das überrascht jetzt nicht unbedingt, ist aber gut zu wissen. Die Waage verrät, dass das Teil 270 Gramm wiegt. Es ist damit eher leicht. Dennoch wirkt es sehr hochwertig und robust. Das geringe Gewicht, die Flexibilität (so lange man es nicht übertreibt kann man es durchaus biegen) und die Robustheit lassen sich wohl auf die Kombination aus Aluminium und Stahl für die Konstruktion des Headsets erklären. Die Menge an Plastik ist sehr gering gehalten. Der Kunstlederanteil für die Ohren umschließende Membran und das Bügelpolster ist um einiges höher als die wenigen Plastikteile. Links und Rechts sind noch 2 Kabel zu erkennen. Diese sind mit einem Stoffgewebe ummantelt. Das gleiche gilt für die abnehmbaren Audiokabel. Das Mikrophon ist ebenfalls abnehmbar und hat einen biegsamen Arm. Insgesamt wirkt das Headset sehr hochwertig und man sieht dem Headset direkt an, dass ein Teil des Kaufpreises von knapp 100€ auf die Qualität zurückzuführen sind. Es ist nicht unbedingt ein günstig Headset, jedoch bekommt man auch durchaus was für sein Geld. Selbst bei den Steckern für Mikrophon und Audiokabel scheint Creative an ein Design gedacht zu haben, das Kabelbrüche ziemlich gut vorbeugt.

Dank Aluminium, Stahl und Kunstleder ist das BlasterX H5 leicht, robust und angenehme zu tragen.

Dank Aluminium, Stahl und Kunstleder ist das BlasterX H5 leicht, robust und angenehme zu tragen.

Noch ein paar Worte zum Tragekomfort. Meine Birne ist jetzt nicht unbedingt klein. Umso erfreulicher ist es, dass ich sagen kann, dass normale und große Rüben das Teil ohne großartig zu drücken oder schmerzen über längere Zeit bedenkenlos tragen können. Da rutscht und wackelt nichts! Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass selbst nach einer 14 stündigen Zockersession (so viel Zeit, die man für etwas produktives hätte nutzen können) das Headset noch angenehm zu tragen war. Kleine Randnotiz: Ich habe recht große und etwas spreizende Ohren (dann haut mal die Dumbo-Witze raus!). Die Kopfhörer sitzen so gut, dass selbst ich mit meinen Löffeln nichts auszusetzen habe. Es sind dabei Over-Ear Hörer. Das Headset umschließt also die Ohren. Wer nichts von seiner Außenwelt mitkriegen will, der ist hier sehr gut bedient.

Als Tester ist es immer doof, wenn man etwas in den Himmel lobt und nichts auszusetzen hat. Verarbeitung und Tragekomfort sind “leider” so gut. Ich sitze hier und kann nicht anders. Vor allem als einer, der dank des Handicaps schon einige Headsets hinter sich hat. Vielleicht auch gerade deswegen…

Der Treiber

Kommen wir vom einen Extrem zum anderen. Als erstes: Dieses Headset kostet 100€. Und für 100€ kann man nicht ein mal einen Datenträger mit nötigen Treibern beilegen. Aber immerhin gibt es eine Anweisung dafür woher man den bekommt passend mit URL. Die Seite ist schön. Optisch ansprechend und präsentiert die Produkte von Creative angemessen. Ich konnte nicht finden wo ich den Treiber herunterladen könnte. Die angegebene URL führt einen nicht auf die deutsche Creative-Seite. Das ist nicht insofern schade, als dass Sprachkenntnisse fehlen würden. Es ist viel mehr schade, weil die deutsche Seite nicht nur komplett anders aufgebaut ist, speziell die Strukturierung und Navigation, sondern weil man dort den Treiber auch finden kann. Es gibt sogar noch eine dritte Seite. Dies ist eine spezielle Support-Seite, die nochmals anders aufgebaut ist. Zugegeben, ich habe nicht darauf geachtet, ob dies nur eine Subdomain ist oder nicht. Darum geht es auch nicht. Es geht eher darum, dass ich 3 verschiedene Seiten von Creative besucht habe auf der Suche nach einem Download für den richtigen Treiber.

Doch es kommt noch besser! Man muss sich registrieren. Dann darf man den Treiber runterladen. Man kann ihn auch gleich installieren. Der Treiber trägt sich als neues Audiointerface ein und kommt mit einer spannenden Software, die sich BlasterX Acoustic Engine Lite nennt. Damit man den Treiber und diese tolle Engine verwenden darf, muss man auf einen Produktschlüssel warten. Ich vermute mal, dass ich etwas unglücklich dran war, denn ich durfte eine halbe Stunde darauf warten einen Lizenzschlüssel für einen Treiber zu erhalten. Zumindest darf ich diesen Schlüssel für bis zu 4 PCs verwenden, obwohl die EULA sagt, dass man pro Gerät und pro PC die Engine nur ein mal verwenden darf. Und ich bezweifle, dass ich 4 weitere Headsets und dazu passende PCs brauche. Sollte ich jemals ein Dota 2 Esport-Team gründen, dann habe ich zumindest einen Key für alle Teammitglieder.

In den Treiber und vor allem die Sound Engine Lite muss Creative noch ein bisschen Arbeit stecken.

In den Treiber und vor allem die BlasterX Sound Engine Lite muss Creative noch ein bisschen Arbeit stecken. Momentan ist die Sound Engine nur von geringem Nutzen.

Warum ausgerechnet Dota 2? Weil es eines der Presets der Sound Engine sind. Diese Engine macht nichts anders als spezielle Profile für einige wenige Spielegenre und pro Genre 2 Spiele anzubieten. Das eine dreht dann den Bass etwas mehr auf, das andere passt den Surroundwert etwas an. Es ist etwas eigenartig, dass für willkürliche Genre und willkürlich ausgewählte Spiele derartige Presets vorhanden sind. Vor allem, weil man anscheinend keine eigenen Profile anlegen oder importieren kann. Da wäre es super, wenn ich als Anwender zumindest eigene Einstellungen anlegen könnte und Profile wie “Musik” oder “Filme” oder für mich persönlich “The Binding of Isaac” definieren dürfte. Das 100€ Headset bietet also einen Treiber, für den man einiges an Gängelei durchmachen muss, das einem nicht wirklich was bringt und das einem bei den Audiointerfaces für Ärger sorgt. Ich hatte nämlich das Problem, dass meine Boxen nicht mehr ohne weiteres verwendbar waren. Das vom Treiber hinzugefügte Audiointerface ist an das momentane Standardinterface gekoppelt. Geht das eine nicht, geht das andere auch nicht. Zum Glück sind bei der Deinstallation keine bleibenden Schäden entstanden.

Das gute an dieser Sache ist, dass man zumindest für das H5 den Treiber nicht braucht. Wer auf ihn verzichtet hat es sogar entspannter. Wenn ich allerdings an das H7 denke, welches als Treiber auch diese Sound Engine Lite verwendet und Features hat, bei denen die Sound Engine wohl mehr Sinn machen könnte, dann hätte ich für Creative einen Vorschlag: Bietet den Treiber und diese Sound Engine separat an und arbeitet an beiden mit dem Fokus auf Benutzerfreundlichkeit. Kaum jemand wird seinen Freunden Hardware empfehlen, wenn die Konfiguration jener ein Alptraum ist. Der Markt ist groß und wenn ich an das Headset an für sich denke, wäre es doch irgendwo schade, wenn man sich wegen unnötigem Frust für die Kunden selbst ins Abseits befördert.

Die Tonqualität

Es ist super verbaut, während das Thema Treiber eher weit umschifft werden sollte. Und was ist mit dem Zweck des Gerätes an für sich? Als erstes mal das Mikrophon. Das optionale und andockbare Stück aus Metall und Kunststoff ist gut justierbar. Das Thema „ins Mikrophon atmen“ ist eigentlich gut handhabbar und kann vermieden werden. Die allgemeine Qualität ist jedoch nicht so der Brüller. Es wird auf der Packung mit Rauschunterdrückung geworben. Man hört jedoch definitiv noch rauschen. Die Sound Engine konnte da auch nicht weiter helfen. Das Rauschen ist allerdings erträglich und andere Headsets liefern deutlich schlechtere Qualität ab. Es geht aber auch besser. Ein kleines Zugeständnis wird entgegen gebracht, als dass ich nicht alle Pegel-Einstellung unter Windows ausprobiert habe. Die eigene Stimme hat einen gewissen Ton in sich, so ähnlich wie bei alten Radiosendungen oder einem Funkgerät. Für ein Let’s Play ist das Mikrophon wohl eher ungeeignet, für die Abende auf dem Teamspeak oder für Skype jedoch schpn.

Das Mikrophon ist vielleicht nicht so toll, die Kopfhörer aber umso besser. Ich kann an dem Ton einfach nichts aussetzen. Der professionelle Counterstrike-Spieler wird wohl eher auf die H7-Variante umsteigen, da es sich bei dem H5 um ein Stereo-Headset handelt. Die Tonqualität ist allerdings gut. Viele Headsets für Gamer haben das Problem, dass sie zwar totalen Bass haben, der manchmal auch grottig ist und einfach nur Kopfweh verursacht, Höhen jedoch total vernachlässigen. In diesem Fall handelt es sich um einen Allrounder. Akustisch ist es in allen Bereichen sehr gut. Allerdings können in einzelnen Punkten, wie eben dem Basse andere Headsets trumpfen. Und darunter gehören auch Headsets einer geringeren Preisklasse. Man muss hier aber sagen, dass das Sound BlasterX H5 mehr als nur die Summer seiner Teile ist und als Gesamtpaket einen sehr guten Eindruck macht.

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Fazit

Mit 100€ ist das Sound BlasterX H5 nicht unbedingt das günstigste Headset seiner Klasse. Jedoch ist es ein qualitativ hochwertiges Headset, das vor allem bei der Verarbeitung und dem Tragekomfort punkten kann. Von daher kann man sagen, dass man für sein Geld auch was ordentliches geboten bekommt. Deswegen muss man beim Preis-/Leistungsverähltnis selber abwägen ob man bereit ist für Qualität eine solche Summe auszugeben. Beim Ton gibt es eigentlich nichts zu beanstanden. Das Stereo-Headset ist für Spiele, Filme wie auch Musik bestens geeignet, wenn man ohne Surround-Sound auskommt. Die Aufnahmequalität des Mikrophons lässt allerdings noch Raum für Verbesserungen und im Bezug auf die Treibersoftware muss man ganz klar sagen, dass sie die Mühen nicht wert ist. Beim H7 mag dies vielleicht anders sein, Besitzer des H5 Headsets können sich diese Sound Engine aber definitiv sparen.

Und mit dieser Erkenntnis und selbstgestrickten Socken an den Füßen werde ich dann mal das Headset zur Post schicken und mich danach mit Oma Gertrudes Trockenpflaumen trösten. Das richtige Weihnachten ist ja zum Glück schon in 5 Monaten.

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