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Sex sells: Aber warum?

Geschrieben von David Scheuß

Viele nutzen diese Strategie, oftmals auch mit Erfolg. Einige verärgert es aber wieso funktioniert es so gut und was hat Youtube damit zu tun?

Alleine das Titelbild von diesem Artikel macht mehr als deutlich, wie erfolgreich die Marketingstrategie “Sex sells” heutzutage ist. Wer hat hier auf diesen Artikel geklickt um vielleicht mehr zu sehen? Um genauer zu erfahren, was es mit der hübschen Blondine auf sich hat? Viele werden enttäuscht sein. Nichts! Und genauso haben solche Bilder nichts mit den Produkten zu tun, mit denen sie beworben werden. Eine gefährliche wie auch erfolgreiche Methode die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Denn vermittelt die Werbung nicht den Inhalt des Produktes, kann sie leicht missverstanden werden. Und das zieht dann negative Folgen nach sich. Aber wo hat das ihren Anfang gefunden und warum gibt es heute so viel davon in der Werbung und den Medien?

Wann genau es angefangen hat, Werbung mit Erotik zu verbinden ist nicht klar auszumachen. Es soll zur Jahrhundertwende 1900 eine Brauerei gegeben haben, die in ihrer Werbung mit Erotik für ihr Bier geworben haben soll. Mitte des 20. Jahrhunderts fing – wer hätte es gedacht – Hugh Hefner mit seinem Playboy-Magazin mit Produktwerbung in Verbindung zur Erotik an. Damals war diese Art des Marketings noch gänzlich unbekannt und auch Hef lies verlauten, dass man zur Zeit der Veröffentlichung der Erstausgabe mit Marilyn Monroe auf dem Cover noch gar nicht wusste, ob eine zweite Ausgabe gedruckt werden sollte. Der Erfolg des Magazins sprach Bände und somit war die Marketingsstrategie “Sex sells” geboren. Doch wieso funktioniert diese Strategie so gut und wie kann man das mit Youtube in Verbindung bringen? Hier einige Beispiel, die deutlich machen, wie Sex heute in der Werbung genutzt wird und wie wenig sie mit dem Produkt zu tun haben. Bei einerm Bild ist sogar gar keine nackte Haut vorhanden und sofort fällt uns die Werbung trotzdem auf.

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Ein Marktforschungsinstitut hat herausgefunden, dass Werbung besonders gut haften bleibt, wenn man besonders starke Emotionen in einem wachruft, die man dann mit der Werbung verbindet. Sollte diese Emotion wieder wachgerufen werden, ist der Wiedererkennungswert der Werbung und auch des darin enthaltenen Produktes höher als wenn man jemanden durch Werbung emotional nicht ansprechen kann. Zu den starken Emotionen gehören Trauer, Glück, Aufregung und ja – jeder  hat es bestimmt schon vermutet – die Erregung, heißt der von der Evolution in die Wiege gelegten Fortpflanzungs- und Sexualtrieb. Dieser lässt sich nicht ausschalten. Und damit meine ich nicht gaffende Männer, die hübschen Damen hinterherpfeifen, sondern die in unseren Synapsen aktivierten Empfindungen und Emotionen die unaufhaltsam angeknipst werden. Und damit sind nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen gemeint. Man braucht nur das Wort “Sex” zu nennen und man hat sofort die Aufmerksamkeit der Leser bei einem. Schon eine laszive Geste, ein Zwinkern oder auch nur nackte Haut, egal aus welcher Region, reicht bereits um hängen zu bleiben, um die Menschen auf sich aufmerksam zu machen.

Wenn einige jetzt sagen, dass dies nicht stimmt und nicht darauf reinfallen würden, der belügt sich selbst. Zweifellos wird dadurch wie gesagt Aufmerksamkeit erregt, ihr werdet auf das Wort SEX aufmerksam, jedoch liegt es dann an der Werbung, diese Aufmerksamkeit richtig zu nutzen und den Betrachter an sich zu binden und im das zu vermitteln, was im Endeffekt dazu führen soll, dass der Werbebetrachtende sich entweder ein Produkt kauft oder eben auch ein Video guckt. Und genau hier können wir an Youtube anknüpfen. Kennt ihr Youtuber, die diese Strategie einsetzen um mehr Klicks zu bekommen? Mir selber fallen mittlerweile so viele auch bekannte Youtuber auf, dass ich inzwischen schon so gefrustet bin und diese Kanäle nicht mehr besuche, sprich deabonniert habe.

Ich möchte hier niemanden an den Pranger stellen aber besonders Youtuber mit Netzwerken lassen sich immer wieder zu solchen “schmutzigen” Tricks verleiten, um ihre Klickzahlen zu vergrößern. Oftmals wird ihnen diese Strategie von den Netzwerken empfohlen und auch festgelegt, denn auch PR-Mitarbeiter sind bei bekannten Netzwerken beschäftigt und kennen sich gut mit Marketingstrategien aus und wissen ganz genau, was alles möglich ist. Ob sich sowas allerdings rentiert, ist aus der Sicht aus mehreren Perspektiven zweifelhaft. Sympathien gehen verloren, Leute werden verärgert und schnell wird das Konzept geändert und die Huhus und Tatas verschwinden. Doch es ist oft genug der Fall, dass sich die Klickzahlen erhöhen und mehr Reichweite dadurch gewonnen wird. Dort muss man sich als Youtuber natürlich die Frage stellen: “Kann ich das mit mir vereinbaren?”

Heute haben deutsche Bekannte Youtuber eine gewisse Verantwortung gegenüber ihrem Publikum. Statistisch befindet sich der größte Teil der Zuschauer von bekannten deutschen Kanälen im Alter zwischen 12-16 Jahren. Ein Alter, in dem man sich Gedanken darüber machen sollte, welchen Content man an seinen Zuschauer zeigen will. Was haben wir für eine Kindheit erlebt? Wie oft entrüsten wir uns über die heutige Jugend? Keine 10 und schon mit den Smartphones rumposauenen und sich gegenseitig unter viel gekicher Schmutzbilder- und Videos zu zeigen. Das alles ist zwar etwas überspitzt aber wollen wir wirklich, dass es sich bis dahin entwickelt? Ja, Kinder schauen auch Fernsehen und werden dort genauso mit Sex und für sie ungeeigneten Dingen konfrontiert, jedoch gibt es genug Kinderserien, die mit gutem Beispiel vorangehen und die Eltern, die das alles beim Fernsehen besser im Griff haben als im Internet, welches dort immer noch ein raues Pflaster ist und wer eine emotionale Bindung zu seinem Lieblingsyoutuber pflegt, der lässt sich leichter beeinflussen, sprich, der Content, den dein Lieblingsyoutuber produziert fesselt dich natürlich mehr als fremde Kanäle.

Welche Art von Youtuber wollt ihr sein? Was ist euch wichtiger? Reichweite? Geld? Oder die Verantwortung gegenüber jüngeren Zuschauern, euch das zu vermitteln, was ihr selber als gute Eigenschaft empfindet?