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Ist Pay2Win eigentlich noch Free2Play?

Geschrieben von Michael Fuchs

Free2Play-Spiele sind aus dem derzeitigen Gaming-Markt gar nicht mehr wegzudenken. Ob Browsergames, Social Games oder Mobile Games, überall tummeln sich Titel, für die Spieler keinen Cent bezahlen müssen, um sie auf unbeschränkte Zeit zu zocken. Im vergangenen Jahr machten Spiele-Entwickler in Deutschland laut G.A.M.E. einen Umsatz von 265 Millionen Euro, recht beeindruckend für eine erst mal grundsätzlich kostenlose Gaming-Sparte. Der weltweite Primus auf dem Free2Play-Sektor ist Crossfire, mit einem Jahresumsatz von 957 Millionen US-Dollar.

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Die Beliebtheit von Free2Play

Warum sich Free2Play-Spiele auf den unterschiedlichsten Geräten so großen Zulaufs erfreuen, erklärt sich fast von selbst. Der erste Reiz ergibt sich natürlich aus der kostenlosen Natur der Spiele, es wird Unterhaltung für lau versprochen. Zudem haben heutzutage auch viele Free2Play-Titel eine erstaunlich hohe Qualität und können sich teils problemlos mit kostenpflichtigen Titeln messen. Ein Großteil der Free2Play-Spiele ermöglicht außerdem Kommunikation, Kooperation oder Konflikte mit anderen menschlichen Mitspielern, was auf viele Spieler zusätzlichen Reiz ausübt.

Was ist Pay2Win?

Zuerst muss genau definiert werden, was genau Free2Play und Pay2Win eigentlich bedeuten. Bei ersterem lässt sich zumindest nicht eindeutig feststellen, ob zahlende Kunden gegenüber den Gratis-Spielern einen eindeutigen Vorteil haben. Wer nicht zahlt, soll trotzdem einen großen Teil des Spiels ohne zu unangenehme Anstrengungen genießen können. Von Pay2Win ist die Rede bei Spielen, die unverhältnismäßig viel Zeit und Aufwand von nichtzahlenden Kunden in Anspruch nehmen, um überhaupt noch einen kleinen Schritt vorwärts zu kommen. In der Konkurrenz zu zahlenden Spielern sind sie zudem nahezu oder gar völlig chancenlos. Negativ behaftet ist der Begriff Pay2Win, weil das kostenlose Spiel oftmals zu einem frustrierenden Erlebnis verkommt.

In-App-Käufe

In nahezu allen Fällen beinhalten Free2Play-Spiele optionale In-Game-Käufe. Das können rein dekorative Elemente sein, die je nach Genre einfach den Avatar, die eigene Basis oder ähnliches verschönern. Das können Boosts sein, die von den Spiele-Entwicklern gesetzte Spielstopper aushebeln. In manchen Spielen kann man zum Beispiel nur Aktionen ausführen, wenn man über genügend Energie verfügt, die per Bezahlung wieder aufgefüllt wird. Und das können schlussendlich auch sehr viel bedeutendere Vorteile sein – ein automatisches Hochleveln des Avatars, Zugriff auf extrem seltene und mächtige Gegenstände und ähnliches.

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Schließen Pay2Win und Free2Play sich nun aus?

Ob man Pay2Win nun tatsächlich noch als Free2Play klassifiziert, hängt vom jeweiligen Spiel und von der Perspektive jedes individuellen Spielers ab. Ganz streng genommen kann Pay2Win natürlich nicht Free2Play sein, die beiden Begriffe widersprechen sich ja schon grundsätzlich. In der Praxis ist es aber etwas komplizierter. Spieler, die ohne jegliche Ambitionen einfach nur zum Zeitvertreib zocken, dürften sich an Spielen mit recht dominanten Pay2Win-Elementen nicht allzu sehr stören.

Außerdem können auch sehr gut gemachte Spiele, die ihre Pay2Win-Elemente gekonnt verschleiern, Spieler, die kein Geld ausgeben, zu unterhalten wissen. Gerade im Bereich der Browsergames gibt es jedoch auch viele Free2Play-Spiele, die zahlende und nichtzahlende Spieler sehr fair behandeln. Eine Auflistung „fairer“ Browsergames findet ihr hier. Entscheidend ist letztlich die Balance – es leuchtet ein, dass Entwickler sich finanzieren müssen und dass zahlende Spieler für ihr Geld auch einen respektablen Gegenwert verlangen. Solange beides möglich ist, ohne das tatsächliche Free2Play-Element vollständig zu verderben, können alle Seiten profitieren.