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Frisch gespawnt: Das Firstperson-Adventure „Only if“ von Creability

Geschrieben von Sarah

Gerade erst am 25. Juni hat ein neues Indie- Adventure die Rätsel-Bühne betreten – und es könnte eines der ganz Besonderen werden.

Die surreale Welt von „Only if“ führt uns in der Rolle von Anthony Clyde zunächst in einem sehr knappen Intro auf eine wilde Hausparty. Alles, was wir von dieser als Spieler mitbekommen, ist der Weg zur Haustür, die dröhnende Musik aus dem Inneren und ein Anthony, der neugierig die Tür öffnet – und hier enden seine Erinnerung, als damit auch unsere.

Wir erwachen in einem fremden Bett, alleine, zwischen bunten Partyhütchen, Luftballons und den schrägen Überbleibseln einer vergessenen Nacht. Wir bewegen uns in gewohnter Weise mit Maus und Tastatur, während wir unserer Umgebung aus der Sicht Anthonys mit frei schwenkbarer Kamera betrachten können – und es gibt viel zu entdecken; beinahe zu viel.

Entwickler und Publisher Creability schickt uns auf eine verworrene Reise, die nicht nur den Verstand des Protagonisten (zu viel soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten sein), als auch unsere eigenen Gedanken ziemlich beansprucht. So treffen wir gleich zu Beginn auf unseren künftigen akustischen Kompagnon Vinny, dessen schroffe Stimme uns in jedem Abschnitt über ein Radio kontaktiert.

Die Levelbereiche sind überschaubar, jedoch mit viel Liebe zum Detail und guten Ideen designt. Glaubt Anthony zunächst noch, er befinde sich im Haus von Sam, der Gastgeberin der Party, so wird er regelrecht von seinen Füßen gerissen, als er das Schlafzimmer verlassen möchte und in einer irrealen Welt landet. Unfreiwillig muss sich der Protagonist auf den seltsamen Mann im Radio einlassen, der ihm verspricht, ihm aus seiner Misere zu helfen – sollte er die richtigen Entscheidungen treffen.

Und auch wir als Spieler müssen uns auf die Mechanik des Spiels und auf die Hinweise, die es uns bietet, einlassen. Entscheiden wir uns falsch oder reagieren gar nicht, kann dies augenblicklich mit dem Tod bestraft werden; nicht selten scheint Vinny die Fäden hierfür zu ziehen.

Doch wir erkennen mehr und mehr, dass wir es sind, die die verdrehte Realität zu unseren eigenen Gunsten ausrichten müssen, um weiterzukommen – Logik hilft hier nur bedingt weiter.

Eigener Screenshot

Welchen Weg man wählt, bleibt einem selbst überlassen.

Creability stellt den Spieler auf die Probe

Bei „Only If“ handelt es sich nicht um ein rational lösbares Adventure; oftmals müssen wir unserer Intuition folgen, so abwegig sie auch sein mag. Unsere Umgebung verändert sich kontinuierlich; nicht nur dann, wenn wir eine Aktion ausgeführt haben, sondern auch je länger wir uns in ihr aufhalten.

Alles in dieser Welt spielt mit unseren Erwartungen, mit dem, was wir schon zu kennen glauben – nur, um es dann ad absurdum zu führen und uns vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Doch der Wiederspielwert ist hoch. Entscheidungen bieten Zweigstellen im Spiel, die uns an vollkommen andere Orte führen und unsere Interaktion mit Vinny positiv oder negativ beeinflussen können. Über das Hauptmenü bietet eine besondere Form der „Fortsetzen“-Option die Möglichkeit, über die Tastatur den letzten Ort den wir besucht haben, einzutippen – selbst hier wartet Creability also mit einem kleinen Rätsel auf (den Namen des jeweiligen Gebietes kann man sich anzeigen lassen, wenn man vor Ort das Menü aufruft. Hier befindet sich der Hinweis, sich die Bezeichnung gut einzuprägen…dass dies die „Laden“-Funktion darstellen soll, wird hier jedoch nicht verraten).

In einer ähnlichen Mechanik gestalten sich auch die Rätsel im Spiel, doch auch hier sei an dieser Stelle genug gesagt, denn selten habe ich ein auf diese Art forderndes Indiegame gespielt und dies macht einen großen Teil des Reizes dieses Spiels aus.

„Only if“ präsentiert sich mit großartigen Sprechern und einer dichten Atmosphäre, die neugierig auf mehr macht und zum Erkunden anregt. Dennoch kann sich für den ein oder anderen das Rätseldesign und die ganz eigene Mechanik des Spiels als frustrierend erweisen – besonders durch das Fehlen jeglicher Untertitel der gesprochenen Parts. Der englischen Sprache sollte man auf jeden Fall mächtig sein, um sowohl die Geschichte, als auch die jeweilige Herausforderung des Levelabschnittes verstehen zu können. Auch die immer mal wieder auftauchenden eingeblendeten Textpassagen verfliegen recht schnell, sodass man durchaus konzentiert bei der Sache sein sollte. Diese beiden Kritikpunkte sind jedoch die einzigen größeren Mankos des recht anspruchvollen Spiels.

Schaltet man jedoch seinen Verstand an der ein oder anderen Stelle aus und lässt sich ganz auf die verdrehte Welt ein, die Creability hier geschaffen hat, versinkt man recht schnell in einer spannenden und humorvoll gestalteten Geschichte, die aber auch erwachsen genug ist, um an den nötigen Stellen zu schockieren.

Du bist interessiert?

Aktuell ist das Spiel vollkommen kostenlos auf Steam und auf Gamejolt erhältlich und sticht bereits jetzt unter den unzähligen Indiegames als eines der ganz besonderen Spiele hervor, die mehr sind, als nur Zeitvertreib und zum Nachdenken anregen können.